Die vom 08. September bis 20.Oktober 2013 laufende Ausstellung widmet sich mit den Künstlern Oskar Stark und Rolf Wagner zwei Vertretern konkreter Kunst, in deren Werke sich wesentliche Berührungspunkte zeigen.

Oskar Starks künstlerisches Schaffen ist von einer Faszinationskraft für Schrift gekennzeichnet. Diese verkörpert für ihn magische Zeichen, die aneinander gereihte Klangbilder und den Inhalt von künstlerischen Gedankenbildern vermitteln. Daraus entwickelt er seine Kompositionen, indem er sie den bildnerischen Gesetzen unterwirft. Als studierter Grafikdesigner, der 25 Jahre lang als Chefdesigner für das äußere Erscheinungsbild der Firma Carl Zeiss zuständig war, hat sich Oskar Stark von Berufswegen her und auch immer als Künstler mit dem Schriftbild auseinandergesetzt. Eine Auseinandersetzung, die sich nicht zuletzt an der akribischen Exaktheit seiner Farb-Form-Konstrukte zeigt, die darüber hinaus von einer tiefgreifenden Kenntnis der Typografie und der Schrift zeugen. Dabei wird für den gebürtigen Aalener Schrift zum Bild. Was Schrift als Kunst sein könnte, ist primär Gegenstand seines Interesses, nicht das, was Schrift an sonstigem Gedankengut transportiert. Ein Plädoyer Starks dafür, den Buchstaben und die Schrift als Elemente der Kunst und das Zeichen als künstlerisches Zeichen zu sehen. Sie sind für Stark eine Quelle, die ungeahnte visuelle Entdeckungen verheißen, mobiles Material, das sich anbietet, ständig neu erfunden zu werden. Dies beflügelt den Künstler Stark zu ständig neuen Formfindungen. So stehen Buchstaben, Linien und Flächen als sichtbare Veränderung, als sensibles Potential von Energie und Geistigkeit in allen Arbeiten Starks im Vordergrund. Sein Schaffensprozess ist durch klar strukturierte Methodik geprägt, durch exakte Gestaltung und schlüssige Organisation, die eine im Ergebnis nachvollziehbare genaue und sorgfältige Vorgehensweise zeigt. Zugleich versucht sich Stark in einer offenen Form dem Konstruktiven und Konkreten anzunähern, indem der Arbeitsprozess auf die Überraschung der kreativen Findung hin ausgerichtet wird. Mit seinen künstlerischen Arbeiten rückt Oskar Stark in die Nähe der großen Vertreter konstruktiv-konkreter Kunst wie Theo van Doesburg, Max Bill, Richard P. Lohse, Anton Stankowski, Karl Gerstner und anderen,deren künstlerischem Weltbild er sich auch verbunden fühlt.

Rolf Wagner gilt als einer der bekanntesten Vertreter Konkreter Kunst in unserem Land und erlangte mit seinen abstrakten Farbklangbildern internationales Renommée. Manch einen mag es daher verwundern,dass Aalen im Leben des Künstlers eine Rolle spielt. Doch Aalen war es, das dem als entartet eingestuften Künstler in der Nazizeit nach der Flucht aus dem bombardierten Dresden zu Beginn des Jahres 1945 Zuflucht bot. Hier richtete er sich drei Jahre auf dem Oberkolbenhof ein und ging seinem künstlerischen Schaffen nach. Der darauffolgende Aufbruch Wagners von Aalen nach Stuttgart 1948 war zugleich ein künstlerischer Aufbruch. Karin von Maur, ehemalige Kuratorin der Staatsgalerie Stuttgart,schreibt darüber: „…hier entwickelt Rolf Wagner seine abstrakten Kompositionen, die von einer Zerlegung und Vervielfältigung der gegenständlichen Motive in abstrakte Formelemente, einer prismatischen Brechung und Modulation der Farben, einer Zentralität und Symmetrie der Komposition sowie einer transparentenTiefenwirkung bei strenger Flächigkeit der Fraktur geprägt sind. Von großer Sensibilität und virtuoser Könnerschaft ist auch Wagners verwendetes Farbenrepertoire: präzis setzt er die Töne nach Quantität und Qualität ein, nach ihrer Dichte und Helligkeitsgrad, ergänzt und mischt die Farbkontraste, differenziert die Übergänge zu feinsten Nuancen, lässt Dissonanzen und Harmonien anklingen, überlagert Farben in lasierenden Folien, um Transparenz und Leuchtkraft zu steigern, berechnet ihre optische Raumwirkung,ihr Vor-und Zurückspringen, so dass ein spannungsvolles, vibrierendes und doch in sich gehaltenes Ineinandergreifen von Farbformen entsteht. Jenseits von politischer, sozialkritischer oder weltanschaulicher Problematik hat Rolf Wagner eine eigene Ausprägung der Konkreten Kunst gefunden, in der Ratio und Phantasie, Kalkül und Intuition zusammenwirken und die Gegensätze in einem vollendetem Konstruktionsgefüge harmonisch zum Ausgleich gebracht sind…“ -eine Poesie des Konkreten. In der Ausstellung zeigen sich wesentliche Berührungspunkte zwischen den Künstlerpersönlichkeiten Oskar Stark und Rolf Wagner, deren Werke in den letzten Jahren zunehmend an Würdigung erfahren.