Unter dem Titel „Heller: Vater und Söhne & Casa Magica: Friedrich Förster und Sabine Weissinger“ zeigt der Kunstverein Aalen auf vier Stockwerken eine Ausstellung, die neben der Vielfalt an künstlerischen Techniken vor allem auch durch ihre globale Ausrichtung besticht:
So ist das Werk Georg Hellers durch eine endlose Formenvielfalt gekennzeichnet, wobei Ausgangspunkt all seiner Arbeiten ein Skizzenstapel ist, der mittlerweile weit über 1000 Din A3 und Din A4 Blätter umfasst, den Heller zutreffend als Organismus bezeichnet. In meist über Monate hinweg andauernden Kompositionsprozessen findet Georg Heller zu aktähnlichen Figurationen, die narrative, von subtiler Ironie durchzogene Motive in sich bergen. Dabei vereinigen sich 30 bis 40 Einzelteile aus seinem Formenrepertoire in einem Werk, wobei die unterschiedlichsten, meist jedoch problematischen Situationen der menschlichen Existenz darin zum Vorschein kommen. Die Ausstellung zeigt sowohl große Linoldrucke in reinem schwarz-weiß als auch frühe Kohlezeichnungen sowie aktuelle Marker-, Computer und Kugelschreibergrafiken bis hin zu den sich momentan in Arbeit befindlichen Materialbildern.

Stefan Heller weist sich mit seinen Digitalgrafiken und filmischen Animationen als „Digital Native“ aus. So überträgt er den malerischen Prozess auf den PC und lässt mit der Maus unter Verwendung diverser Computerprogramme – wie Photoshop oder MS Paint – seine Arbeiten entstehen. Im „Golden Age of Adventure-Games“ aufgewachsen, greift Heller in seinem Werk auf die Ästhetik dieser frühen Computerspiele zurück und vor allem auf deren mittelalterliche, alchemistische, mystische und gnostische Bezüge. Dabei zielt Stefan Heller darauf, unbewusste, transzendente und verschollene innere Räume wieder zu öffnen und ist in seinen Arbeiten stets auf der Suche nach bzw. der Erforschung von seinem persönlichen Weltbild.

Auch Markus Heller ist in der weiten Welt der Videospiele aufgewachsen und hat deren Systeme, Strukturen, Ästhetik und Logik verinnerlicht. Diese Einflüsse stellen die Basis dar, auf der er seine komplexen Bildwelten in verschiedenen Medien entstehen lässt. In großformatigen Malereien, digitalen Druckgrafiken und neuerdings auch in Skulpturen aus Plastik erschafft Markus Heller stetig neue „Level“, die sich scheinbar selbst aus einem künstlerischen Prozess heraus generieren. Die Ursprünge seiner Kunst liegen wie bei seinem Bruder Stefan, jedoch nicht nur in der digitalen Welt, sondern Heller nutzt ebenso spielerisch Motive der christlichen Ikonografie, des zeitgenössischen Weltgeschehens, des Films oder der Kunstgeschichte und übersetzt diese in sein „Raster“.

Das Künstlerduo „Casa Magica“ – Friedrich Förster und Sabine Weissinger – hat mit seinen Installationen bereits fünf Kontinente bespielt: so waren die Pyramiden von Gizeh in Ägypten ebenso Schauplatz ihrer Projektionen wie der Grand Central in New York, das Museumsquartier in Wien oder zuletzt die Adelaide Festival Hall in Australien. Seit einiger Zeit befasst sich das Künstlerduo mit der digitalen Generierung von Reliefstrukturen und dreidimensionalen Körpern aus Foto- und Videoaufnahmen. So bieten sich dem Betrachter bei den Screen-Videoarbeiten oder den Architekturprojektionen Kugeln oder Zylinder im Entstehen dar, wandernde, sich verändernde Gebilde in dynamischem Farblicht, wie im jüngsten Projekt von „Casa Magica“ an der Ostfassade der Pinakothek der Moderne in München.
Unter dem Begriff „Digital Decalcomania“ wird mit neuen Mitteln aktualisiert, was die Surrealisten als künstlerisches Verfahren der Malerei für sich entdeckt hatten. Nicht dem Ausgangsmaterial wird Bedeutung zugemessen, sondern vielmehr geht es um das neu entstandene Formengebilde an sich oder deutend um das Assoziationspotenzial, das in ihm schlummert.